Interview mit Kelly-Anne Cliff, technische Betriebswirtschaft

WIT: Hallo, Kelly-Anne, bitte erzähle uns doch einmal kurz von dir persönlich.
Kelly-Anne: Hi, ich bin Kelly, waschechte Hamburgerin und studiere technische Betriebswirtschaftslehre an der HAW Hamburg und werde in Kürze mein Bachelorstudium abschließen. Ich arbeite bei Porsche Digital im Bereich Innovation & New Business auf der Seite der Product Owner.

WIT: Was genau versteckt sich hinter deiner Berufsbezeichnung?
Kelly-Anne: Tatsächlich habe ich unglaublich vielseitige Aufgabenbereiche, sodass ich theoretisch Stunden berichten könnte. Zusammengefasst kann man sagen, dass ich bei der Entwicklung sowie Durchführung von Pilotprojekten von der ersten innovativen Geschäftsidee über die Konzeption bis hin zur finalen Umsetzung mitwirke. In diesem Prozess fallen je nach Projekt und der jeweiligen Phase natürlich ganz unterschiedliche Aufgaben an. Hier gilt es flexibel zu sein und sich schnell in neue Themen reindenken zu können. Vor einigen Wochen habe ich sogar eine eigene Projektidee an den Start bringen dürfen, welche aktuell gemeinsam mit verschiedensten internen und externen Parteien evaluiert wird.

WIT: Wie bist du dazu gekommen, einen technischen Beruf zu wählen?
Kelly-Anne: Schon als Kind habe ich Science-Fiction Filme aufgesaugt wie ein Schwamm, die Idee von einer vernetzten Zukunft und einem digitalen, aber zugleich atmenden, lebendigen Ökosystem um uns Menschen herum geliebt. Die tiefe Neugier und Faszination für die neusten Technologien und Innovationen waren etwas, was immer ein fester Teil meiner Persönlichkeit war – egal, welchen Beruf ich auch hatte. Die Entscheidung für einen technischen Beruf war also ganz klar das logische Ergebnis meiner aufrichtigen Leidenschaft.

WIT: Wer oder was hat dich am meisten inspiriert, einen technischen Beruf zu wählen?
Kelly-Anne: Es klingt vielleicht absurd, aber das war Konfuzius! Mit dem berühmten Zitat „Wähle einen Beruf, den du liebst, und du musst keinen Tag mehr in deinem Leben arbeiten“ hat er bei mir absolut einen Nerv getroffen. Ich möchte nicht bloß zusehen, wie andere die Zukunft gestalten, sondern ich möchte selber Teil dieser Zukunft sein und vor allem realen Impact erzeugen. Impact ist das, was mich inspiriert und antreibt. In einem technischen Beruf habe ich für mich das größte Potenzial gesehen, genau das auszuleben zu dürfen. Und was soll ich sagen? Es hat geklappt, denn es fühlt sich nicht wie Arbeit an.

WIT: Was gefällt dir an deiner Tätigkeit am meisten?
Kelly-Anne: Die Abwechslung. Ich habe stets sehr viel Energie, Motivation und bin leicht begeisterungsfähig. Durch die ständige Abwechslung und die kaum vorhandene Routine komme ich vollständig auf meine Kosten.

WIT: Was ist für dich das Schönste an deinem Arbeitsalltag?
Kelly-Anne: Meine Kollegen sind einfach klasse und neben den spannenden Projekten mein absolutes Highlight. Für mich ist es unverzichtbar, dass ich mich mit meinem Team auch persönlich gut verstehe. Ich habe ja bereits meine eigene Projektidee angesprochen: Meine Kollegen stehen hierbei als Mentoren vollkommen hinter mir, unterstützen mich in jeder Form und bieten mir ungefragt und ausnahmslos die Bühne. Diese Art der Wertschätzung und das Vertrauen könnte man niemals mit Gold aufwiegen. Wir haben eine Menge Spaß und kaum etwas schweißt so zusammen, wie wenn man miteinander lachen kann. Und wir können sehr viel miteinander lachen.

WIT: Wo findet man dich in der Freizeit am ehesten?
Kelly-Anne: An der Nähmaschine. Ich entwerfe und schneidere Kleidung der 40er und 50er Jahre für mich selbst. Ich liebe die Ästhetik und die Detailverliebtheit jener Zeit. Ein bisschen paradox, oder?

WIT: Welche Botschaft möchtest du Frauen oder Mädchen mitgeben, die sich für Technik interessieren?
Kelly-Anne: It’s showtime: Sei laut, sei mutig und sei sichtbar. Es gibt keinen Grund für Zweifel oder Ängste. Wenn du die Leidenschaft spürst, musst du ihr folgen, denn es könnte deine Bestimmung sein. Trau dich!

WIT: Welche Tipps hast du für Bewerbungsgespräche für technische Positionen?
Kelly-Anne: Informiere dich im Vorfeld genau, wofür du dich bewirbst. Verinnerliche nicht nur das Produkt selbst, sondern auch die Werte des Unternehmens. Ein Bewerbungsgespräch ist eine Bewerbung von beiden Seiten. Versuche daher für dich selbst herauszufinden, ob du dich mit dem ausgewählten Arbeitgeber identifizieren kannst. Und in diesem Zusammenhang ist es wichtig, dass du immer ganz du selbst bist. Ich habe damals zu viele Gedanken und viel Energie daran verschwendet zu überlegen, wie ich wirken müsste, um möglichst gut beim Gegenüber anzukommen. Ich habe gelernt, dass beide Seiten nachhaltig zufriedener sind, wenn man neben der Qualifikation auch seiner Persönlichkeit wegen Teil des Teams wird. Authentizität ist spürbar und kann eine sehr mächtige Waffe sein, die du dir zu Nutze machen kannst.

WIT: Frauen in technischen Berufen sind ja leider noch eine Minderheit. Was sind deine Gedanken mit diesem Thema?
Kelly-Anne: Ich glaube das Wichtigste ist, dass man das tut, was einen glücklich macht. Das muss nicht zwangsläufig ein technischer Beruf sein. Das kann auch etwas komplett anderes sein und gehört trotzdem genauso respektiert. Ich habe allerdings bereits häufig aus Erzählungen von Frauen gehört, dass jene Frauen technische Berufe für sich aufgrund der vermuteten Widerstände als Option ausschließen, obwohl grundsätzlich großes Interesse da ist. So ging es mir eine gewisse Zeit ebenfalls. So sollte niemand denken müssen. Das ist nicht mehr zeitgemäß und sehr schade.

WIT: Wohin möchtest du dich zeitnah beruflich und persönlich weiter entwickeln?
Kelly-Anne: Für das nächste Jahr plane ich den Start für einen berufsbegleitenden Master im Bereich Technology Consulting. Ich möchte nicht so schnell aufhören mit dem Lernen, denn es macht wirklich großen Spaß „Ingenieur der eigenen Bildung und Karriere“ zu sein. Ich schaue voller Neugier und Vorfreude in die Zukunft – auch wenn ich gerade sehr glücklich bin.

Ich danke Women in Tech sehr für die Möglichkeit, meine Erfahrungen teilen zu dürfen. Vielleicht konnte ich sogar jemanden für die Wahl eines technischen Berufes inspirieren. Das wäre eine Ehre für mich. Und falls dem so sein sollte oder du dich einfach mal austauschen möchtest, freue ich mich über deine Kontaktanfrage über LinkedIn. 🙂

 

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