Interview mit Judith Roosmann, Ingenieurin für Versorgung- und Entsorgungstechnik

WIT: Hallo, Judith, bitte erzähle uns doch einmal kurz von dir persönlich.
Judith: Nach meinem Studium und bis heute arbeite ich in der Trinkwasserversorgung. Begonnen habe ich im Bereich Geoinformationssysteme als Administratorin und später wechselte ich in den Wasserverteilbetrieb.
Privat findet man mich gelegentlich hinter dem Schlagzeug oder auf dem Badmintonfeld.

WIT: Was machst du beruflich?
Judith: Ingenieurin für Versorgung- und Entsorgungstechnik und aktuell Abteilungsleiterin operativer Betrieb Wasserverteilung und Leitwarte.

WIT: Was genau versteckt sich hinter deiner Berufsbezeichnung?
Judith: Ich leite eine Abteilung mit 80 Mitarbeiterinnen, die sich auf 6 Standorte und in einer zentralen Leitwarte in Baden-Württemberg verteilen und die Wasserverteilung für ca. 4 Mio. Menschen verantworten.

WIT: Wie bist du dazu gekommen, einen technischen Beruf zu wählen?
Judith: Allgemeines Interesse an naturwissenschaftlichen Themen und Ende der 1990er gab es einen politischen Umschwung bezüglich Umweltschutz….daher die Richtung Umwelttechnik

WIT: Wer oder was hat dich am meisten inspiriert, einen technischen Beruf zu wählen?
Judith: Meine Lehrer.

WIT: Hat dich Technologie und/oder Programmieren schon immer interessiert?
Judith: ja

WIT: Haben deine Eltern und Lehrer deine Vorliebe und dein Interesse für Computer gefördert?
Judith: ja

WIT: Was gefällt dir an deiner Tätigkeit am meisten?
Judith: Mit der Abteilungsleitung kommen neben der Technik viele Führungsaufgaben hinzu, die nicht mit Formel oder Schrauben zu lösen sind. Das ist außerhalb meiner Komfortzone und ist eine Herausforderung die Schmerzen gerne annehme.

WIT: Was ist für dich das Schönste an deinem Arbeitsalltag?
Judith: Jeden Tag ein anderes “Problem” oder neue Ideen/Entwicklungen. Zum Glück liegt der Schwerpunkt im Alltag nicht in Routinearbeiten.

WIT: Wo findet man dich in der Freizeit am ehesten?
Judith: Badmintonfeld oder am Schlagzeug.

WIT: Welche Botschaft möchtest du Frauen oder Mädchen mitgeben, die sich für Technik interessieren?
Judith: Lass dir nicht einreden, für was du dich interessieren sollst.
Dein Interesse, dein Leben.

WIT: Welchen Ratschlag verfolgst du bis heute?
Judith: Immer wieder zu prüfen, ob ich gerade “noch” das mache, was ICH will.

WIT: Welchen Herausforderungen begegnest du als Frau in deinem Beruf?
Judith: Aggressive und ignorante Kommunikationsformen durch ein sehr männlich geprägtes Umfeld.

WIT: Welche Tipps hast du für Bewerbungsgespräche für technische Positionen?
Judith: Vertraue in dich selbst und sprich genau so über dich.

WIT: Frauen in technischen Berufen sind ja leider noch eine Minderheit. Was sind deine Gedanken mit diesem Thema?
Judith: Frauennetzwerk(e), Netzwerken überhaupt, Frauenförderung, Frauenärzte…und als Vorbild motivieren.

WIT: Was verbindet dich mit Frauen in der Technik?
Judith: Ähnliche Erfahrungen in der Kommunikation und sonstige überwundene Hürden gegenüber den männlichen Kollegen.

WIT: Bitte beschreibe eine schwierige Situation, der du in deinem Beruf in der Vergangenheit begegnet bist.
Judith: In vielen Besprechungen wurde ich nicht gehört oder gar nicht eingeladen. Erst mit den richtigen Kollegen und Vorgesetzten (die auch ein Potential in Frauen gesehen haben) konnte ich mich erst richtig mit Ideen und Entwicklungen einbringen. Vorher war frau nur ausführendes Arbeitstier. Die Stimme zu erheben und gehört werden
zu wollen stößt auf viele Widerstände und kostet viel Energie und Geduld. Dadurch, dass Männer untereinander gleich “ticken” kommen sie schneller in diese Position.

WIT: Wohin möchtest du dich zeitnah beruflich und persönlich weiter entwickeln?
Judith: Derzeit bin ich mit der Postion als Abteilungsleitung in einem täglichen Prozess der Weiterentwicklung. Ich wünsche mir für die Zukunft ein breiteres Netzwerk, dass meine Leistung und Fähigkeiten anerkennt.

WIT: Wer sind deine persönlichen oder beruflichen Role Models?
Judith: Beruflich gibt es leider kein Role Model, an dem ich mich orientieren kann – auch mangels Optionen. Dort schaue ich eher in andere Branchen die schon aus den Kinderschuhen der Gleichberechtigung heraus sind. Privat: natürlich meine Mutter.

Aktuell befasse ich mich intensiv mit der Digitalisierung. In den nächsten Jahren ist es meine Aufgabe den operativen Betrieb im Unternehmen zusammen mit meinen Kollelgen voranzubringen.

 

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