Automatisierung im Alltag – Wie viel muss sein?

Es regnet in Strömen. Kein normaler Gärtner würde bei diesem schmuddelig nassen Herbstwetter daran denken den Rasen zu mähen. Doch in Nachbars Garten dreht der Rasenmähroboter seine Runden – der Regen scheint ihn nicht zu stören, ist schließlich ein Roboter, der offensichtlich Spaß daran hat, nasses Gras zu mähen. Auch mehrere Staubsaugerrobter sind Anfang 2022 ausgebüchst und wurden schließlich in einiger Entfernung ihrer Besitzer wiedergefunden.

Der automatische Öffnungsmechanismus der Spülmaschine einer Britin hat sie vor Kurzem im eigenen Bad eingesperrt, weil die geöffnete Spülmaschinenklappe die Badezimmertüre blockierte. Aber auch Smart Home Systeme finden immer wieder den Weg in die Schlagzeilen, weil sie ihre Besitzer ein- oder aussperren oder – noch schlimmer – für einen Brand verantwortlich sind.

Es stellt sich also durchaus die Frage, wie viel Automatisierung unser Alltag tatsächlich braucht?

Erst kürzlich fiel bei einer Freundin von mir der Strom aus für mehr als 24 Stunden. Plötzlich wurde ihr bewusst, wie viele Geräte mit Elektrizität laufen und welche Konsequenzen es hat, wenn kein Strom da ist. Die meisten Kühlschränke können etwa einen halben Tag ohne Strom überbrücken. Kochen kann man im Zweifel auch über einem Campingkocher oder Holzofen (sofern man denn einen hat). Letztendlich ist unser Leben jedoch so elektrifiziert, dass vieles nicht mehr funktionieren würde – von Staubsaugerrobotern mal ganz abgesehen. Ein Smart Home ohne Strom funktioniert jedenfalls nicht.

Sind wir einfach faul geworden?

Per App die Kaffeemaschine steuern, dass sie morgens, direkt wenn man aufwacht, frischen Kaffee parat hat. Das Licht im Wohnzimmer steuern, ohne vom Sofa aufzustehen. Staubsaugen, wischen, Rasen mähen – alles ohne nur einen Muskel zu bewegen. Sind wir wirklich so faul geworden, dass wir die simpelsten Dinge, wie einen Lichtschalter zu bedienen, nicht mehr ausführen wollen? Wäre es unserer Gesundheit nicht zuträglich, wenn wir uns wenigstens ab und zu bewegen, indem wir zum Beispiel einen Wischmopp in die Hand nehmen und die Wohnung einmal durchputzen? Abgesehen davon, dass diese runden Roboter immer Probleme mit Ecken und Kanten haben.

Erinnerst du dich an den Pixar Film “WALL-E”? In diesem geht es darum, dass der kleine Roboter Müll einsammelt, den die Menschen hinterlassen haben. Am Ende befindet er sich in dem Raumschiff, dass die Menschen durchs All transportiert, allesamt evolutionsbiologisch so verändert, dass sie sich noch nicht einmal mehr selbst aufrecht bewegen können, da sie ihre gesamte Zeit in schwebenden Sesseln verbringen.

Don’t get me started on “smart”!

So klug und einfühlsam wie WALL-E sind die heutigen Roboter nicht. Auch die Künstlichen Intelligenzen haben so ihre Probleme und mimen in Wirklichkeit nur unsere bestehende Gesellschaft nach mit all ihren Fehlern und Vorurteilen. Assistenten im Auto? Sind noch lange nicht ausgereift genug, um wirklich selbst fahren zu können – autonomes Fahren ist jedenfalls Zukunftsmusik!

“Smart” würde bedeuten, dass die Künstliche Intelligenz Muster erkennt und von diesen lernt, um sie zu verbessern. Was zwar bei Spielen wie Go oder Schach super funktioniert, weil es hierfür klare Regeln gibt, ist für alltägliche Tätigkeiten, die teilweise sehr intuitiv erfolgen, noch nicht möglich. Die Faktoren, die für uns Menschen eine Rolle spielen, wie Gesetze, Moral und gesellschaftlicher Usus, sind dabei nicht unbedingt hilfreich, aber notwendig. Was würde eine AI/KI tun, wenn sie wirklich selbst eine Entscheidung treffen müsste? Es gibt Beispiele, die für uns Menschen sehr düster aussehen. Aktuell hat sie ein Problem, denn sie scheitert meist an unserer Ethik.

und immer wieder dieser Datenschutz

“Smarte” Systeme, Apps, Steuerungen – sie alle nutzen in den meisten Fällen WLAN, Internetverbindung und Logins, um Daten zu übertragen. Das ist eine Schwachstelle, die von den meisten Herstellern negiert und von Hackern ausgenutzt wird. Wir alle wissen (oder sollten es wissen), dass Alexa, Siri und Co. gerne mithören und unsere Suchanfragen ein Profil von uns schaffen, das zu Marketingzwecken verwendet wird. Das Dilemma, dass wenige große Konzerne all unsere Daten besitzen und damit umgehen als wären diese Waren, muss in den nächsten Jahren unbedingt gelöst werden!

Assistenten, die wirklich helfen

Doch nicht alle technischen Hilfsmittel sind schlecht! Auch wenn die vorherign Absätze eher die Dystopie zeigen, möchte ich unbedingt auf die Fortschritte hinweisen, die wirklich eine Bereicherung sind. Da wären zum Beispiel Sprachassistenten, die Blinden helfen sich im Internet oder in Apps zurecht zu finden. Auch gibt es spannende Entwicklungen, um die Sehnerven mit elektronischen Impulsen so zu stimulieren, dass nicht- oder schlecht-Sehenden ähnlich dem Ultraschall ein ungfähres Bild erzeugt. Mit Gesichtserkennungssoftware, die Gefühle erkennt, können auch Menschen auf dem autistischen Spektrum, im Alltag besser zurechtkommen.

Besonders interessant ist auch die Entwicklung von Exoskeletts, die Muskeln und Knochen unterstützen können, bzw. Prothesen, die sich über Nervenimpulse steuern lassen. Was angefangen hat als Ersatz menschlicher Extremitäten oder zur Unterstützung ebendieser, wird mit Sicherheit auch für körperlich besonders anstrengende Berufe relevant werden – sei es in der Pflege oder auf dem Bau.

Fazit

Automatisierung und technische Assistenz sollte gut durchdacht sein. Funktioniert sie auch, wenn kein Strom fließt bzw. gibt es eine nicht-elektrische Alternative? Hilft sie wirklich oder behindert sie eher? Ist ein Produkt nur entstanden, weil sein Erfinder faul war? Verbessert es das Leben anderer oder hilft dabei, die Probleme unserer Gesellschaft zu lösen?

Wir alle können dazu beitragen, dass wir nicht wie die Menschen in WALL-E zu fremdbestimmten fetten faulen Personen werden, sondern stattdessen die Herausforderungen angehen, die unsere dringende Aufmerksamtkeit brauchen! Lies dazu auch gerne diesen Beitrag zum Thema Klimaschutz und MINT.

Mehr über Hardware und Software zu lernen ist jedenfalls ein wichtiger Schritt. Damit meine ich nicht, dass du gleich programmieren lernen musst, sondern dich damit beschäftigst, wie die Dinge funktionieren, was mit deinen Daten passiert und wer die Steuerung wirklich in der Hand hat. Und natürlich geht es auch um Aufklärung – wenn du nicht weißt, wie die Technik funktioniert, wie willst du es dann deinen Kindern erklären?

Mich interessiert aber auch, wie du zu den oben genannten Gadgets stehst. Teil mir deine Meinung mit, indem du einen Kommentar hinterlässt!

 

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