Wie macht man Innovationen und Technologien weiblicher?

Lies auch Teil 1: Wie erreicht man, dass sich mehr Frauen für Technik interessieren?

Frauen in technischen Berufen sind nach wie vor in der Minderheit, dabei stecken in den MINT-Fächern viel Innvovationspotenzial und spannende Herausforderungen. Stereotype schränken unser Blickfeld ein. In vielen Bereichen, gerade auch bei den Innovationen. Das liegt vermutlich daran, dass Stereotype nicht nur auf das Geschlecht bezogen sind, sondern auch Innovationen selbst, beispielsweise in Deutschland, sehr einseitig wahrgenommen werden. Warum stehen heutzutage eher Männer wie Elon Musk für Erfindergeist und Innovationskraft?

Die Antwort liegt in dem Fokus der Förderung und Anerkennung auf Innovationen im technischen Bereich und so gut wie nie auf Innovationen in Services, Geschäftsmodellen, Verfahrensweisen oder Organisationen. Dabei können Innovationen von jede*r erfunden werden. Allein eine technische Entwicklung macht noch keine Innovation aus.

Erfolgreiche Erfinderinnen hat es immer schon gegeben. Ada Lovelace die britische Mathematikerin formulierte 1843 die Grundidee der Informatik, die systematische Verarbeitung von Informationen und schrieb den ersten Algorithmus. Sie gilt als die erste Programmiererin der Welt. Hedy Lamarr entwickelte 1942 das Frequenzsprungverfahren, welches die Grundlage für Nachrichtentechnik, Bluetooth und WLAN darstellt. Bertha Benz finanzierte mit ihrer Mitgift das Automobil-Unternehmen ihres Mannes Carl Benz und wurde gleichzeitig zur ersten Autofahrerin der Welt. Den wenigsten ist bekannt, dass wegweisende Entwicklungen in der Technologie auf Frauen zurückzuführen sind, jedoch aufgrund von damaligen Gesetzeslagen Patente oder wissenschaftliche Veröffentlichungen nur von Männern eingereicht werden durften.

Doch warum fehlen sie heute an den entscheidenden Schnittstellen der digitalen Zukunft?

Eine Studie der BCG zum Thema Frauen und Innovation besagt, dass je mehr Frauen erwerbstätig sind, desto mehr Innovationen gibt es in dem jeweiligen Land. Schweden, Island und Norwegen sind Spitzenreiter bei der Frauenerwerbsquote und verzeichnen im internationalen Vergleich überdurchschnittlichen Wachstum und Innovationen.[1] Die Gründe für eine eher mittelmäßige Frauenerwerbsquote in Deutschland und dass weniger Unternehmerinnen erfolgreiche Unternehmen gründen, sind vielschichtig. Stereotype in männerdominierten Wirtschaftszweigen beeinträchtigen das Selbstvertrauen von Frauen, was mehrere Studien als Hauptgrund kennzeichnen.[2] Genau hier gilt es anzusetzen: Stärkung des Selbstvertrauens der Frauen in ihre Kompetenzen und Fähigkeiten durch die Verringerung des Gefälles bei Bildung, die Vernetzung mit Gleichgesinnten und der Sichtbarkeit von Role Models und deren Werdegängen. Initiativen und Plattformen wie beispielsweise der gemeinnützige Verein Women in Tech e.V., die es sich zum Ziel gemacht hat sich für mehr Diversität von Mädchen und Frauen in technischen Berufsfeldern einzusetzen, wird hierbei eine Schlüsselfunktion zugesprochen.

Die Welt hat noch nie dringender innovative Zukunftslösungen gebraucht als heute. Der demografische Wandel, die Klimakrise und Nachhaltigkeit, globale Konflikte, veränderte Kommunikations- und Führungsbedürfnisse in einer hochdynamischen und immer stärker vernetzten digitalen Welt, sind dabei nur ausgewählte Handlungsfelder.

Was sind die Zukunftsjob von morgen?

Der Arbeitsmarkt ist im Wandel. Die Jobs der Zukunft lassen sich allerdings nicht auf eine bestimmte Branche beschränken, ganz im Gegenteil. Durch digitale und automatisierte Lösungen werden viele manuelle Jobs verschwinden, die effizienter von Maschinen erledigt werden können.

Dennoch werden Jobs in diversen Bereichen an Bedeutung gewinnen, die Roboter und Computer nicht übernehmen können. In den sozial geprägten Bereichen, wie sie in der Pflege oder im Bildungssektor zu finden sind, wo Kreativität, Erfahrung, Fingerspitzengefühl und persönlicher Einsatz gefordert sind. Hierzu sagte Janina Kugel, ehem. Vorständin bei der Siemens AG ganz passend, dass Empathiefähigkeit, Kommunikation, Kreativität, Agilität und der Umgang mit Neuem und Unbekannten, das seien, was uns von den Maschinen unterscheide. Wichtig ist es, über den Tellerrand hinaus zu blicken und in neuen Prozessen zu denken. Zukünftig wird ein gewisses technisches Verständnis wahrscheinlich in allen Berufen benötigt werden. Homeschooling während der Corona-Pandemie ist ein akutes Beispiel hierfür.

Dennoch ist die IT-Branche wahrscheinlich am stärksten von diesem Wandel betroffen. Künstliche Intelligenz, das Internet der Dinge (IoT) und Industrie 4.0 werden immer mehr Teil unseres Alltags werden. Von autonomen Autos bis hin zu Da-Vinci-Robotern, denen Chirurgen bei Operationen assistieren, ist alles möglich und denkbar. Daher werden Jobs wie Data Scientist, Datenbankmanager, Machine Learning Engineer und KI-Spezialkräfte und Entwickler gefragter denn je sein.

Aktuell verzeichnen Deutschland und Österreich noch einen KI-Fachkräftemangel. Dieser Mangel an Expertise hindert eine Vielzahl von Unternehmen daran, Projekte in den Bereichen KI und Big Data zu realisieren. Dies stützt eine IDC-Studie aus dem Jahr 2018, laut dieser die Hälfte der Unternehmen Projekte wegen fehlender Expert*innen nicht umsetzen können, da keine Fachkräfte für diesen Bereich zur Verfügung stünden.[1] Die Förderung von Frauen in diesen Bereichen könnte die Realisierung dieser Projekte bedeuten und damit zu einer steigenden Innovationskraft und Wirtschaftlichkeit dieser Unternehmen führen.


[1] Vgl. IDC, Studie: Mangel an Fachkräften bremst KI-Projekte aus, 2018

[1] Vgl. BCG, Study: The Mix That Matters: Innovation through Diversity, 2017

[2] Vgl. OECD, Study: The Pursuit of Gender Equality – An Uphill Battle, 2017

 

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