Interview mit Corina Zilch-Schuler, Data Science Expertin

WIT: Hallo, Corina, Bitte erzähle uns doch einmal kurz von dir persönlich
Corina: Ich bin Corina, 29 Jahre alt und Quereinsteigerin in der IT. Ich habe im Finanzbereich begonnen und bin dann über ein berufsbegleitendes Studium und meine unfassbare Neugierde nach und nach in den Daten- und IT-Bereich gerutscht. Ich gehöre zur Personengruppe der “Scanner”, also Personen, die unfassbar schnell lernen und begreifen, deren Interessengebiet aber auch sehr vielfältig ist und die nie nur eine einzige Sache machen können. Also perfekt für die sich ständig weiterentwickelnde Tech-Welt.

WIT: Was machst du beruflich?
Corina: Ich bin Expertin für Data Science und Automation bei einem großen deutschen Pharmaunternehmen.

WIT: Was genau versteckt sich hinter deiner Berufsbezeichnung?
Corina: Ich arbeite in der Business Intelligence Abteilung und erarbeite Dashboards, Strategien und Prozessautomatisierungen, um Prozesse smarter zu machen und datenbasierte Entscheidungen zu treffen.

WIT: Wie bist du dazu gekommen, einen technischen Beruf zu wählen?
Corina: Ich bin Quereinsteigerin vom Finanzbereich und fand die ganzen manuellen Prozesse immer unfassbar schrecklich. “Da muss man doch was besser machen können” war mein täglicher Gedanke. So habe ich quasi selbst zuhause angefangen meine erste Programmiersprache zu lernen – damit war der Baustein für die IT gelegt.

WIT: Wer oder was hat dich am meisten inspiriert, einen technischen Beruf zu wählen?
Corina: Mein Partner, also ein Mann! Mir hat alles daran gefallen: Die Job-Möglichkeiten, die Zukunftschancen, die unendlichen Richtungen, aber auch die Art zu Denken und Probleme in kleine Pakete zu zerteilen (wie beim Programmieren eben).

WIT: Hat dich Technologie und/oder Programmieren schon immer interessiert?
Corina: Nein, null. Ich konnte im Bachelor nicht 1 Zeile programmieren und hab mich auch nicht dafür interessiert.

WIT: Haben deine Eltern und Lehrer deine Vorliebe und dein Interesse für Technik gefördert?
Corina: Ich war kein Technik-begeistertes Kind.

WIT: Was gefällt dir an deiner Tätigkeit am meisten?
Corina: Dass man so viel Köpfchen benötigt, um Business Anforderungen und Technik smart zu verbinden.

WIT: Was ist für dich das Schönste an deinem Arbeitsalltag?
Corina: Ich werde gehört und gesehen, wenn ich eine Idee habe, die es noch nicht gab. Denn in unserem Bereich ist die Möglichkeit da, Neues zu schaffen.

WIT: Wo findet man dich in der Freizeit am ehesten?
Corina: Beim Sport oder am PC.

WIT: Welche Botschaft möchtest du Frauen oder Mädchen mitgeben, die sich für Technik interessieren?
Corina: Du kannst das und wir brauchen dich. Just do it.

WIT: Welchen Ratschlag verfolgst du bis heute?
Corina: Gemocht zu werden ist schön, respektiert zu werden ist wichtiger.

WIT: Welchen Herausforderungen begegnest du speziell als Frau in deinem Beruf?
Corina: Die Chefs dieser Abteilungen sind nach wie vor Männer, die überwiegend Männer fördern. Eigenschaften, die eher Frauen zugeordnet werden (Emotionalität aka. Empathie), werden nach wie vor als negativ und “sie ist noch nicht so weit” eingestuft.

WIT: Welche Tipps hast du für Bewerbungsgespräche für technische Positionen?
Corina: Sei selbstbewusst. Selbstbewusstes Auftreten ist das A und O.

WIT: Frauen in technischen Berufen sind ja leider noch eine Minderheit. Was sind deine Gedanken zu diesem Thema?
Corina: Der Wandel ist da und das ist auch gut so. Was wir jedoch noch mehr brauchen, sind Vorbilder die medial präsent sind. Hier gibt es immer noch zu viele Männer, bis man eine (1!) Frau sieht. Dafür müssen wir alle zusammenarbeiten, Frauen, die sich präsentieren wollen und Medien, die uns zeigen.

WIT: Was verbindet dich mit Frauen in der Technik?
Corina: Ich bin eine Frau in der Technik und will mich dafür einsetzen, dass dieser Bereich noch stärker präsent wird!

WIT: Bitte beschreibe eine herausfordernde Situation, der du in deinem Beruf in der Vergangenheit begegnet bist.
Corina: Sichtbarkeit war immer ein riesen Thema bei mir. Mir wurde zwar mehrfach von div. Personen gesagt, dass ich ein “high potential” sei, es hat aber gedauert, bis ich an die richtigen Leute gekommen bin, die mir diese Sichtbarkeit dann auch auf C-Level Management ermöglicht haben. Und ohne Sichtbarkeit kannst du die besten Skills auf diesem Planeten haben, keiner wird es merken.

WIT: Wohin möchtest du dich zeitnah beruflich und persönlich weiter entwickeln?
Corina: Mein nächster Karriereschritt ist die Führung eines Teams oder meines eigenen Unternehmens.

WIT: Wer sind deine persönlichen oder beruflichen Role Models?
Corina: Aus dem IT/Datenbereich habe ich tatsächlich nur männliche Vorbilder. Darunter zählen mein Partner, aber auch etablierte Chefs in meinem Unternehmen. ABER es gibt unfassbare Frauen in meinem Unternehmen auf C-Level-Managementebene, die ich sehr bewundere. Das sind Frauen, die ihr Ding machen, selbstbewusst ihre eigene Vision vorantreiben UND dabei gesehen werden.

Ich verfolge die Devise, dass wir gemeinsam mehr erreichen als allein.
Aus diesem Grund engagiere ich mich in verschiedenen sozialen Projekten, einschließlich meiner Beteiligung bei BPW Germany, einem der weltweit größten Netzwerke für Unternehmerinnen und berufstätige Frauen.

An jeden, der diese Worte liest, möchte ich folgenden Rat weitergeben: Sei laut, beanspruche deinen Raum, erhebe deine Stimme. Denn gemeinsam sind wir stark und nur gemeinsam können wir einen bedeutenden Unterschied bewirken.

Durch die Teilnahme an solchen Aktionen können wir nicht nur unsere eigene Entwicklung vorantreiben, sondern auch dazu beitragen, dass Frauen in der Gesellschaft eine stärkere Stimme erhalten und einen nachhaltigen Einfluss auf die Welt um uns herum ausüben.

WIT: Vielen Dank für das Interview, Corina!

 
Kategorien: Interviews
Hanni Liebler
Frontend Developer aus Leidenschaft und begeisterte Bassistin.

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