Wie sich die IT-Branche durch Women in Tech erneuern lässt

In der IT-Branche besteht seit Jahren ein Fachkräftemangel, hoch gepriesene Experten*innen fehlen, viele Stellen können nicht besetzt werden. Das Land der Ingenieure und Patente kommt bei der Digitalisierung nicht hinterher. Neben vielen Faktoren aus der Verbesserung von Ausbildung und sogenannter ‘Employability’ sowie der Internationalisierung unserer Gesellschaft könnte sich diese Lücke vor allem durch jene Hälfte unserer Gesellschaft schließen lassen, die dort bisher kaum sichtbar war: Frauen.

Die Digitalisierung schreitet voran, mit oder ohne bestimmte Personengruppen. Sie bringt zahlreiche Disruptionen mit sich und verändert damit unsere gesamte Lebensweise, wie wir entscheiden, arbeiten, denken und handeln. Inwiefern wir dabei jedoch auch als gesamte Gesellschaft partizipieren hängt zu einem großen Teil davon ab, ob die entsprechenden Startvoraussetzungen gleichermaßen vorhanden sind.

Weg mit alten Rollenklischees

Frauen und Technik, das waren lange Zeit zwei Themen, die in den Köpfen vieler Menschen nicht zusammenpassen. Die Gründe hierfür sind vielfältig und hängen stark mit dem Denken in Rollenbildern, dem Mangel an Vorbildern und einem fehlenden unterstützenden Umfeld zusammen. Frauen studieren doch Sprachwissenschaften, sollen etwas Soziales machen und bitte bei den Kindern bleiben, so das Klischee. Auch wenn sich letzteres durch beste Home-Office-Bedingungen in guten IT-Unternehmen tatsächlich bewerkstelligen ließe, ändert dies nichts an den bestehenden Vorurteilen gegenüber und in dieser Branche.

Auch heute beträgt der Anteil von Frauen, die ein technisches Studium absolvieren etwa 32 Prozent, in der Informatik knapp 21 Prozent. Nur 10-20 Prozent der Softwarenentwickler:innen sind (je nach Position) Frauen und auch in Ausbildungsberufen und der gesamten IT-Branche liegt der Anteil mit etwa 17 Prozent in diesem Bereich. Damit liegt Deutschland auf Platz 20 von 41 ausgewerteten OECD- und EU-Ländern.

Klar ist, dass es ein Umdenken benötigt und den passenden Zugang zu lebenslangem Lernen von Zukunftsfähigkeiten für jene Hälfte unserer Gesellschaft, die derzeit in technischen Branchen noch unterrepräsentiert ist. Es darf schon früh losgehen, Mädchen mit Technik anhand entsprechender Spiele diese Welt intuitiv näher zu bringen, ganz selbstverständlich und ohne viel Voreingenommenheit durch Erwachsene. Es darf nach dem Schulabschluss bzw. den ersten Schritten in der Arbeitswelt so weitergehen. Leider sprechen auch hier die Zahlen aktuell eher dagegen: Nach 10 Jahren verlassen mehr als 40 Prozent der Frauen Tech-Unternehmen, verglichen mit 17 Prozent der Männer, zum Verlust des Unternehmenserfolgs.

Diversität als Erfolgsfaktor für Unternehmen

Denn Diversität, das wurde durch zahlreiche Studien nachgewiesen, ist keine fixe Idee einer kleinen Gruppe, sondern ein valides und nachhaltiges Konzept. Sie führt erwiesenermaßen zu besseren wirtschaftlichen Ergebnissen. Es macht also auch wirtschaftlich Sinn, Frauen in technischen Berufen und andere marginalisierte Gruppen zu fördern und die Barrieren, die sie daran hindern, dort erfolgreich zu werden, zu beseitigen. Beispielsweise den sogenannten Gender-Pay-Gap, der auch in technischen Berufen greift: dieser lässt Frauen im Schnitt etwa 25 Prozent weniger verdienen bei gleicher Position und Arbeit.

Frauen einzustellen bedeutet, einen Einfluss auf die Diversität im Unternehmen zu nehmen, breitere Denkweisen zuzulassen, statt starr einem immer gleichen Weg zu folgen. IT an sich ist kein ressourcenintensives Geschäft, das wichtigste Gut sind die Köpfe der Menschen, die dort für etwas arbeiten. Deswegen braucht es ein gutes Verständnis für deren Bedürfnisse im Arbeitsalltag, Empathie, Kommunikation und Flexibilität. All das können Frauen bieten, sei es als Vorgesetzte oder Kollegin.

Auch ein Quereinstieg ist jederzeit möglich. Kaum eine Branche ist dem so aufgeschlossen gegenüber wie die IT. Es kommt auf die Skills an, nicht unbedingt auf den Diplomabschluss aus dem vergangenen Jahrhundert. Zudem wachsen die Möglichkeiten von Jahr zu Jahr und es entstehen immer mehr Bildungseinrichtungen, die sich auf diese Zielgruppe der Quereinsteiger*innen fokussieren.

Wie spezifische Angebote für Frauen dabei helfen die IT-Branche zu erneuern

Wir als Women in Tech e.V. wollen genau das fördern, sei es durch entsprechende Partnerschaften, Kommunikation auf allen Ebenen oder auch vereinsinternes Mentoring. Zu uns kommen zahlreiche Frauen mit der Frage “Wie kann ich mich optimal auf die digitale Zukunft vorbereiten?”, “Wo kann ich Programmieren lernen?” und “Wie finde ich einen Job in einer Zukunftsbranche?”. Ein Schritt in diese Richtung kann die nachhaltige Vernetzung mit anderen Women in Tech sein, sei es über Social Media, digitale Veranstaltungen oder einen vereinsinternen Austausch innerhalb des Women in Tech e.V.

Die dort erworbenen Fähigkeiten können dann genutzt werden, um frauenspezifische Themen anzugehen und unsere Gesellschaft dadurch nachhaltig zu stärken. Beispielsweise, um in zahlreichen Bereichen mehr Daten zu sammeln, die bisher zu wenig Beachtung gefunden haben. Sei es die Medizin, der hohe Anteil an Altersarmut bei Frauen oder deren längere Lebenserwartung. Nicht nur das Sammeln dieser Daten, sondern auch das Finden entsprechender Lösungen wird dadurch in die Hand jener gelegt, die es unmittelbar betrifft. Als Teil der Produktentwicklung in einem Konzern, als Entscheiderin in der öffentlichen Verwaltung oder als Gründerin des eigenen Unternehmens. Damit ließe sich die Lebensqualität von mindestens 50 Prozent unserer Gesellschaft verbessern. Alles fängt mit Bildung an.

Women in Tech e.V.

Wenn du mehr über den Women in Tech e.V. und dessen Arbeit erfahren willst, dann schau doch mal auf unserem Blog vorbei. Unsere kontinuierlich wachsende Community heißt jedes weitere Mitglied herzlich willkommen. Dort findest du Frauen, die seit Jahren in technischen Berufen arbeiten und dir als Mentorin helfen können oder weitere Quereinsteigerinnen mit denen du dich langfristig, persönlich und ganz unkompliziert austauschen kannst. Komm vorbei, mach mit, wir freuen uns auf dich!

 
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