Interview mit Regina Gschladt, Web-Entwicklerin

WIT: Hallo, Regina, bitte erzähle uns doch einmal kurz von dir persönlich.
Regina: Hallo, mein Name ist Regina Gschladt. Als deutsch-österreichische Staatsbürgerin fühle ich mich vor allem als Europäerin. Meine Kindheit habe ich in ganz Deutschland verbracht, wir sind sehr viel umgezogen. Aber seit Ende 2015 lebe ich in der Nähe von Wien in Mödling (Niederösterreich) zusammen mit meinem Mann.

WIT: Was machst du beruflich?
Regina: Ich bin seit über 11 Jahren als Web-Entwicklerin mit meinem Unternehmen resQ online tätig. Außerdem berate ich meine Kunden bei allen möglichen online Themen und gebe Kurse im Online-Marketing. Das macht mir großen Spaß.

WIT: Was genau versteckt sich hinter deiner Berufsbezeichnung?
Regina: Als Web-Entwicklerin baue ich vor allem Webseiten für meine Kunden, die sehr unterschiedlich ausfallen. Von der klassischen Unternehmenspräsentation – Wer sind wir? Was bieten wir an? Was sagen unsere Kunden? – bis hin zu umfangreichen Plattformen mit Mitgliederbereichen oder individuellen Funktionen. Ich arbeite vor allem mit WordPress, da es als open-source Software viele Möglichkeiten bietet.

WIT: Wie bist du dazu gekommen, einen technischen Beruf zu wählen?
Regina: Ein bisschen Technik-Affinität habe ich schon immer gehabt, zumindest ist mir Mathe nicht unbedingt schwer gefallen und mein Vater ist Maschinenbauingeneur.

WIT: Hat dich Technologie und Programmieren schon immer interessiert?
Regina: Schon immer ist vermutlich übertrieben. Aber kurz vor meiner Ausbildung hatte ich begonnen mich mit Web-Entwicklung auseinander zu setzen. Die EDV-Fächer in der Schule fand ich eigentlich auch immer spannend.

WIT: Was gefällt dir an deiner Tätigkeit am meisten?
Regina: Besonders schön finde ich, wenn ich meinen Kunden die digitalen Anwendungen näher bringen kann und sie dann total begeistert sind. Ich erkläre gerne und merke anhand der Reaktionen, dass ich das gut kann. Es ist schön zu sehen, wenn Ängste und Blockaden vor digitalen Anwendungen abgebaut werden, allein durch einfaches Heranführen an die Materie.

WIT: Was ist für dich das Schönste an deinem Arbeitsalltag?
Regina: Das Schönste ist, dass ich mir meine Zeit frei einteilen kann. Als selbständige Unternehmerin bin ich frei, mir mein Arbeitspensum auszusuchen. Die meisten Deadlines sind so gesteckt, dass ich und auch meine Kunden ohne Druck arbeiten können. Wenn dann wieder eine neue Webseite gelauncht wird, ist das für mich immer ein stolzer Moment.

WIT: Wo findet man dich in der Freizeit am ehesten?
Regina: Meine Begeisterung für Shakespeare ist ein großer Teil meiner Freizeit. Allerdings bin ich auch an vielen anderen Dingen interessiert und betreibe einige thematische Blogs, damit ich all die vielen Informationen, die ansonsten nur in meinem Kopf herumschwirren würden, auch irgendwo niederschreibe. Zum Beispiel interessiere ich mich auch für Leben, Mode und Frauen im 19. Jahrhundert und habe diesem Thema meinen Blog “Blaustrumpf” gewidmet. Aber ich bin auch ein Serien-Junkie und so verbringe ich dann doch viel Freizeit vor dem Bildschirm.

WIT: Welche Botschaft möchtest du Frauen oder Mädchen mitgeben, die sich für Technik interessieren?
Regina: Eine wichtige Lektion: Scheiß drauf, was andere sagen! Wenn es dich interessiert, wenn es dich begeistert, dann tu es einfach! Wenn du für Technik brennst, dann kann dich nichts stoppen!

Mir ist außerdem der Verein “Women in Tech e.V.” deshalb so wichtig, weil ich merke, wie viel Zweifel und Angst bei vielen Frauen und Mädchen noch vorhanden ist, wenn es um technische Themen geht. Diese innere Hürde abzubauen ist für mich das Wichtigste.

WIT: Welchen Ratschlag verfolgst du bis heute?
Regina: “Work hard and go home” – es ist einfach super wichtig, auch dem Privatleben Zeit zu geben.

WIT: Welchen Herausforderungen begegnest du als Frau in deinem Beruf?
Regina: Es ist nicht immer leicht, gegen die Überheblichkeit mancher Männer anzukommen. Inzwischen weiß aber wohl jeder Mann, mit dem ich beruflich zu tun habe, mit wem er es zu tun hat.

WIT: Frauen in technischen Berufen sind ja leider noch eine Minderheit. Was sind deine Gedanken zu diesem Thema?
Regina: Mein Aufruf geht an der Stelle vor allem an die Männer in diesem Bereich! Es kann echt nicht sein, dass in manchen Bereichen reine Männer-Teams existieren, obwohl ich ganz genau weiß, dass es Frauen gibt, die in diesen Bereichen arbeiten! Wenn männliche Teamleiter der Meinung sind, besser Männer einzustellen, weil die Frauen die anderen männlichen Teammitglieder “ablenken” würden, dann stimmt doch was nicht!

Das andere ist: Anerkennung von Abschlüssen bei Einwanderinnen. Frauen mit technischen Studienabschlüssen an ausländischen Universitäten sind doch schließlich genau so qualifiziert wie die anderen. In den ehemaligen kommunistischen Ostblock-Staaten waren Frauen in der Technik ganz normal. In der Hinsicht können wir uns ruhig ein Beispiel an diesen Ländern nehmen.

WIT: Wer sind deine persönlichen oder beruflichen Role Models?
Regina: Ein absolutes Role Model ist Dame Stephanie “Steve” Shirley – sie hat es geschafft, ein großes Unternehmen mit programmierenden Frauen aufzubauen, die größtenteils von zu Hause aus und flexibel arbeiten konnten. Sie hatte es nicht leicht in ihrem Leben, aber sie hat immer dafür gekämpft, ihren Mitarbeiterinnen eine Chance auf Erfolg zu ermöglichen. Ihre Durchsetzungsfähigkeit und ihr Durchhaltevermögen bewundere ich sehr.

 

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