Interview mit Jasmin Haug, Teamleiterin Digital Workplace

WIT: Hallo, Jasmin, Bitte erzähle uns doch einmal kurz von dir persönlich.
Jasmin: Ich bin Jasmin, 33 Jahre jung und wohne in Weingarten, 30 km vom schönen Bodensee entfernt. Häufig bin ich draußen in der Natur unterwegs – entweder gemütlich mit meinem Islandhund oder sportlich ambitioniert in den Laufschuhen oder auf dem Fahrrad. Ich lasse mich außerdem immer für Gesellschaftsspiele oder ein Multiplayer-Spiel am Computer begeistern.

WIT: Was machst du beruflich?
Jasmin: Ich bin Teamleiterin in der IT und verantworte bei uns das Team “Digital Workplace“.

WIT: Was genau versteckt sich hinter deiner Berufsbezeichnung?
Jasmin: Bei uns geht es um den digitalen Part des “Arbeitsplatzes” für unsere Mitarbeitenden. Im Detail sind wir für die digitale kollaborative Zusammenarbeit verantwortlich. Beispiele dafür sind die Microsoft Cloud (Microsoft Teams, Outlook, SharePoint, Dynamics365 & Power Platform usw.) sowie die klassische Telefonie, das Smartphone-Handling oder die Bereitstellung von Betriebssystem & Software auf Notebooks und PCs. Als Teamleiterin sehe ich meine Hauptaufgabe darin, für mein Team die notwendigen Rahmenbedingungen zu schaffen, sowie Entscheidungen zu treffen, dass es vernünftig arbeiten kann.

WIT: Wie bist du dazu gekommen, einen technischen Beruf zu wählen?
Jasmin: Ich war auf einer Mädchen-Realschule und musste zum Start der siebten Klasse mein Wahlfach für die nächsten drei Jahre bestimmen. Ich bin ehrlich, anfangs war für mich gesetzt: ich nehme Französisch, denn damit habe ich es später einfacher, wenn ich mal aufs Gymnasium wechsle. Doch es kam anders. Denn nach dem Vorstellungsabend war klar: ich habe viel mehr Lust und Interesse an NuT (Natur & Technik) – das hat sich dann bestätigt, denn genau in diesem Bereich lagen schon damals meine Stärken und dafür konnte ich mich direkt begeistern, bis heute!

WIT: Wer oder was hat dich am meisten inspiriert, einen technischen Beruf zu wählen?
Jasmin: Tatsächlich, die Möglichkeiten in meiner Schule, dadurch dass es eine Mädchenrealschule war, gab es in meinem Kopf nie die “Einschränkung”, dass Technik nur etwas für Jungs/Männer ist.
Uns wurde die gesamte Breite an Möglichkeiten angeboten, sodass ich als Mädchen „einfach machen“ konnte – somit war ich im Natur- und Technik-Unterricht, habe Metallverarbeitung gelernt, mich mit IT beschäftigt und war natürlich auch in der Medien AG, d.h. ich habe bei Veranstaltungen den Kamera Schnitt gemacht oder mich an der Tontechnik ausprobiert.

WIT: Hat dich Technologie und/oder Programmieren schon immer interessiert?
Jasmin: Ja, vor allem ab der weiterführenden Schule, als die Themen wie Computer und Technik vermehrt Einzug in den (Schul-)Alltag gehalten haben, da war die Begeisterung und das Interesse auf jeden Fall vorhanden.

WIT: Haben deine Eltern und Lehrer deine Vorliebe und dein Interesse für Technik gefördert?
Jasmin: Ja, meine Mutter ist ein großes Vorbild, da sie schon immer gerne Neues – auch im Medien- und IT-Bereich – ausprobiert hat und diesbezüglich eine Vorreiterin war. In der Schule habe ich immer Unterstützung und Bestätigung erhalten, wenn ich mich mit technischen Themen beschäftigt habe – und selbstverständlich hatte das Angebot meines Technik Lehrers zu AGs, wie der Medien AG, auch einen großen Einfluss.

WIT: Was gefällt dir an deiner Tätigkeit am meisten?
Jasmin: Die Vielfalt ist entscheidend – für mich ist es die Kombination aus der Arbeit mit Menschen (Teamführung/Teamleitung) und einem Bereich, der mich technisch fasziniert, für den ich Leidenschaft empfinde und in dem ich ständig Neues lernen und mich weiterentwickeln kann.

WIT: Was ist für dich das Schönste an deinem Arbeitsalltag?
Jasmin: Wenn ich gemeinsam mit meinem Team Ziele erreiche und Erfolge feiern kann. Und zu sehen, wie sich die einzelnen Teammitglieder weiterentwickeln. Aber auch die kleinen Dinge, wie den Austausch untereinander oder auch zu sehen, wie das Team (und auch ich) Spaß an der Arbeit haben!

WIT: Wo findet man dich in der Freizeit am ehesten?
Jasmin: Unterwegs, draußen an der frischen Luft. Aktuell trainiere ich auf meinen ersten (Sprintdistanz) Triathlon hin, somit bin ich in den Laufschuhen, auf dem Rad, im Schwimmbad oder im Crossfit zu finden. Auch hier tut mir die Abwechslung unglaublich gut und ich habe bemerkt, wie wichtig es ist, mutig zu sein. Kraulschwimmen habe ich erst letztes Jahr gelernt und ich bin echt überrascht wieviel Spaß es mir macht. Ich sehe inzwischen kleine Erfolge, kann weiter an meiner Kraultechnik arbeiten und genieße auch einfach die Zeit im Wasser.

WIT: Welche Botschaft möchtest du Frauen oder Mädchen mitgeben, die sich für Technik interessieren?
Jasmin: Wenn ihr Spaß daran habt, seid mutig und bleibt dran! Denn wenn ich das tue, was mich glücklich macht, werde ich automatisch gut darin, da ich mit Herzblut dabei bin, dazulerne und einfach immer besser werde. Traut euch auch!

WIT: Welchen Ratschlag verfolgst du bis heute?
Jasmin: „Energy flows where the attention goes“ – d.h. anstatt sich mit negativen Gedanken im Kreis zu drehen, und dort die Energie „zu verschwenden“, sollten wir viel häufiger unsere Gedanken auf das Ziel, unsere Ideen oder Träume richten. Damit lässt sich viel mehr bewegen.

WIT: Welchen Herausforderungen begegnest du speziell als Frau in deinem Beruf?
Jasmin: Für Frauen ist es deutlich herausfordernder, im ersten Schritt sichtbar zu werden und anschließend auch als kompetent wahrgenommen zu werden. Häufig sind Männer lauter, stehen eher im Mittelpunkt und sind vor allem selbstbewusster. Und wer „besser“ gesehen und gehört wird, wird auch häufig als kompetenter angesehen. Wir (Frauen) müssen da mehr aus unserer Komfortzone herauskommen und uns selbst mehr zutrauen, denn wenn wir es nicht mal selbst tun, weshalb sollte es unsere Umwelt tun?

WIT: Welche Tipps hast du für Bewerbungsgespräche für technische Positionen?
Jasmin: Rede dir keine Stelle aus, bevor du es nicht versucht hast! Wir Frauen neigen dazu, Stellen für uns im Kopf direkt abzuhaken, weil wir wahrscheinlich einer von den vielleicht sieben genannten „Erwartungen oder Fähigkeiten“ nicht perfekt entsprechen.
Doch in der Realität existiert der perfekte Bewerber gar nicht, also sei mutig und bewirb dich – denn auch hier gilt, dass Begeisterung, Interesse und Lust Neues zu lernen viel wichtiger ist, als das perfekte Fachwissen. Diese Fähigkeiten und die richtige Einstellung sind meiner Meinung nach entscheidend, um langfristig im Job erfolgreich zu sein.

WIT: Frauen in technischen Berufen sind ja leider noch eine Minderheit. Was sind deine Gedanken zu diesem Thema?
Jasmin: Hier hilft nur darüber zu sprechen und ein positives Beispiel abzugeben. Und vor allem sich selbst nicht klein zu reden – auch ich ertappe mich immer wieder dabei, dass ich sage „ach ich bin ja nur in der IT-Teamleitung, so technisch ist das gar nicht“. Unsinn! Nur weil der Umgang mit der Art der Technik für mich inzwischen zum Alltag gehört, heißt das nicht, dass es für andere auch so ist. Somit ist diese Aussage weder mir, noch anderen Frauen gegenüber wertschätzend, auch das sollten wir lernen.

WIT: Was verbindet dich mit Frauen in der Technik?
Jasmin: Gemeinschaft und Austausch: Ich merke immer wieder, wie gut es tut, sich gegenseitig auszutauschen, Mut zu machen und Erfahrungen zu teilen. Und deshalb glaube ich sollten wir häufiger aufeinander zugehen und uns gegenseitig unterstützen.

WIT: Bitte beschreibe eine herausfordernde Situation, der du in deinem Beruf in der Vergangenheit begegnet bist.
Jasmin: Mir wurde einmal meine fehlende Belastbarkeit und zu viel „Emotion“ vorgeworfen – ja ich saß einmal vor Stress weinend im Büro meines Chefs, weil mich das aktuelle Projekt (das ich am Ende jedoch erfolgreich abschließen konnte) an meine Grenzen gebracht hatte, das habe ich kommuniziert.
Heute ist mir jedoch klar, dass zu einer „guten Belastbarkeit“ auch dazu gehört, aufzuzeigen wo die Grenzen liegen. Ebenso bin ich der Meinung, dass Emotionen wichtig sind und viel häufiger gezeigt werden sollten. Mir ist Authentizität wichtig, und da gehören auch meine Gefühle und Emotionen dazu.

WIT: Wohin möchtest du dich zeitnah beruflich und persönlich weiter entwickeln?
Jasmin: Mir persönlich ist es wichtig, Neues zu lernen, mutig zu sein und Themen anzugehen, die mich und mein Team voranbringen – das lässt sich aber nicht in einer Rolle, einem Titel oder mit einer Schulung beschreiben. Daher mache ich weiter, probiere Neues aus und freue mich über Feedback oder Ideen von außen.

WIT: Wer sind deine persönlichen oder beruflichen Role Models?
Jasmin: Ein großes Vorbild für mich ist Kathrine Switzer – die erste Frau, die (verbotenerweise) an einer offiziellen Marathon-Veranstaltung teilgenommen hat, und diese auch beendete. Das Ganze ist umso beeindruckender, da der Renndirektor damals versuchte, sie während des Laufs von der Strecke zu drängen und ihr die Startnummer abzureißen. Offiziell durften Frauen nur an Wettbewerben bis 800m teilnehmen!
Diese Geschichte und auch die dabei entstandenen Fotos haben sichtbar gemacht, was Frauen leisten können, auch wenn die Gesellschaft es ihnen nicht zutraut. Für mich ein mutiger Schritt (oder sehr viele Laufschritte), der viel bewegt hat.

Vielen Dank für das Interview, Jasmin!

 
Categories: Interviews
Hanni Liebler
Frontend Developer aus Leidenschaft und begeisterte Bassistin.

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